25. Februar 2020: Risikogruppe?
Auf der Internetseite der Rheumaliga wird darauf hingewiesen, dass »immunsupprimierte Patientinnen und Patienten, somit auch Rheumabetroffene unter der Therapie mit Prednison (> 20 mg pro Tag), Biologika oder herkömmlichen Basismedikamenten wie Methotrexat, Leflumonid oder anderer Immunsuppressiva« zur Risikogruppe gehören. Das verschriebene Medikament ist auch aufgeführt. Für die Patientinnen und Patienten gelten etwas strengere Verhaltensregeln. Eine Ansteckung ist zu vermeiden, der Verlauf einer Krankheit unbekannt. Nachfrage bei der Rheumatologin. Sie sagt, es bestünde keinen Anlass zu Beunruhigung. Man solle sich strikt an die Regeln des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) halten und wenn möglich auf die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verzichten.
17. März 2020: Neues zu Rheuma & Corona
Nachfrage, ob es Neuigkeiten aus der Abteilung Rheuma & Corona gibt. Die Ärztin beruhigt. Und fügt ein Merkblatt für immunsupprimierte Patientinnen und Patienten des Universitätsspitals Zürich an.
»Die Covid-19 Infektion verläuft meist milde im Sinne einer Erkältungskrankheit. Auch bei immunsupprimierten Patienten scheint die Infektion in der großen Mehrzahl der Fälle milde zu verlaufen. Das Risiko für schwere Verläufe könnte nach jetziger Erkenntnislage dennoch höher sein als bei nicht-immunsupprimierten Menschen.
Ein Verdachtsfall auf eine Covid-19-Infektion besteht bei:
– Symptome einer akuten Infektion der Atemwege… und/oder
– Fieber über 38°C
Trifft o.g. auf Sie zu, sollten Sie sich testen lassen.«
21. April 2020: Termin bei der Rheumatologin
Beschwerdefrei seit fast einem Jahr. Die Dosierung des Medikaments wird zurückgefahren, Ziel ist die komplette Absetzung in vier Monaten. Keine gesicherten Neuigkeiten über die Gefahren bei einer Ansteckung durch SARS-Cov-2 für Immunsupprimierte. Es liegen noch keine Daten vor. Vorläufig also immer noch Mitglied der Risikogruppe, auch wenn diese groß ist. Alle zählen zu ihr, die von Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma, MS, Aids, Herz- oder weiteren Krankheiten betroffen oder einfach alt sind. Das dürfte etwa ein Drittel der Bevölkerung umfassen. Kurz und knapp sagt die Rheumatologin: »Ja. Das ist so.« Rheuma dürfte eher ungefährlicher sein, vor allem wenn es nicht akut und die Dosierung der Medikamente gering sei, oder? Das Risiko sei gefühlt kleiner geworden. Die Ärztin sagt: »Lassen Sie sich nicht von Ihren Gefühlen leiten.«
Kurzes Gespräch über ein anderes Rheumamittel, nämlich Actemra, das schon bei Covid-Patienten eingesetzt wurde. Bei einer rheumatoiden Arthritis, das auf eine Überreaktion des Immunsystems zurückgeführt wird, leiten Botenstoffe Entzündungssignale von der Zellmembran ins Zellinnere und lösen eine Entzündung (Zytokinsturm) aus. Actemra blockiert die Andockstelle der Botenstoffe und schiebt den Stoffen einen Riegel (Kampf dem Virus). Frage, ob das Medikament, das erst nach ungefähr drei Monaten Einnahme seine Wirkung entfaltet, allenfalls bei einer Ansteckung positive Effekte haben könnte, da es, indem es wichtige Enzyme hemmt, den Prozess der Zellteilung verhindert. Und damit auch die Verbreitung des Virus? Denkbar, sagt die Rheumatologin, aber man wisse noch so viel über dieses neue SARS-Virus nicht. »Seien Sie sich nicht so sicher.« Wenn wir uns an die Maßnahmen halten, meint sie, überstehen wir die Krise.
Sicher sein? Sicher nicht. Aber dennoch beruhigt.