Neues zur Laborthese?

Ein Schnipsel zum Thema »Wissenschaft und Politik«
Die Medien verkünden Neuigkeiten zur Laborthese. Sind es denn wirklich auch Neuigkeiten?
Tomate, Aubergine, Fisch: welche zwei Bestandteile sind künstlich hergestellt?

In mehreren Medien (angefangen vom Wall Street Journal bis hin zum Stern) wurden Ende Februar / Anfang März 2023 Neuigkeiten zur Laborthese vermeldet. Laut den Berichten tendieren das US-amerikanische Energieministerium und das FBI mit einem niedrigen Grad an Gewissheit (»low confidence«) zur Auffassung, dass das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stamme. Vermutlich habe sich ein Mitarbeiter unbemerkt angesteckt und das Virus nach außen getragen.

Leserinnen und Leser der textvitrine.ch fragen sich zurecht, was an dieser Erklärung genau neu sein soll. Ein ungewollter Ausbruch aus dem Labor kann in der Tat nicht ganz ausgeschlossen werden, das wurde hier schon mehrfach erwähnt. Dies räumt auch der bundesdeutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach im zdf (Maischberger, 1.3.2023) ein, wenn er von einer »kleinen Restwahrscheinlichkeit« für die These spricht. Allerdings betont er, dass es »überwältigend wahrscheinlich ist, dass es nicht aus dem Labor kommt.« Bisher haben weder das US-Energieministerium noch das FBI irgendwelche Fakten präsentiert, die die Labortheorie stützen würden.

Weiters wird gemeldet, dass die US-Regierung noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gelangt sei, welche Theorie zutreffe. Nach wie vor halten vier Ministerien an der zoonotischen Erklärung fest. Fachleute wie etwa der Virologe Volker Thiel (NZZ, 1.3.2023) bemängeln denn auch, dass den vermeintlichen Neuigkeiten »keine Beweise« zu Grunde liegen, »noch nicht einmal seriöse wissenschaftliche Hinweise … (sind) vorgelegt worden.« Volker Thiel gehört zur sogenannten Sago-Expertengruppe, die seit Juli 2021 im Auftrag der WHO die Ursprungsfrage untersucht. Dagegen gebe es viele wissenschaftlich fundierte Hinweise, dass das Virus erstmals auf dem Huanan Seafood Market aufgetreten ist. Sars-CoV-2-Viren wurden dort in Verkaufsständen und an Wänden gefunden.

So stellt sich die Frage, weshalb wird plötzlich wieder über altbekannte Themen wie das Wuhan Institut für Virologie(WIF) und die Laborthese diskutiert und die mangelnde Transparenz und den fehlenden Willen der chinesischen Behörden kritisiert? Vielleicht muss man dies vor dem Hintergrund der zunehmend schwieriger werdenden Beziehungen westlicher Staaten mit China sehen. Das Regime unter Xi Jinping entfernt sich immer weiter weg vom Westen. Die Kritik der US-Regierung an dieser Strategie, die auch den Ukraine-Krieg und die Diskussionen um Taiwan betreffen, dürften etliche Bundesstellen in den USA und anderswo dazu animieren, China von verschiedenen Seiten her zu attackieren. Möglicherweise dürfte bei dieser Politisierung der Ursprungsdiskussion einmal mehr die wissenschaftliche Redlichkeit unter die Räder kommen. Virologische, mikrobiologische und epidemiologische Fachkräfte gehen davon aus, dass die Pandemie überwältigend wahrscheinlich durch eine Zoonose ausgelöst wurde. (vgl. verschiedene Beiträge zur Laborthese)

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Virus

Der Pandemieplan Schweiz, in der aktuellen Fassung der Influenza-Pandemieplan Schweiz 2018, ist ein Planungsinstrument, das Strategien und Massnahmen zur Vorbereitung der Schweiz auf eine (Influenza-)Pandemie dokumentiert. Er wird von der Eidgenössischen Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung (EKP) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegeben.

Der erste Pandemieplan für die Schweiz wurde von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Robert Steffen ausgearbeitet. Die Vorarbeiten wurden 1995 begonnen; der erste schweizerische Influenza-Pandemieplan wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Ein zentrales Anliegen sei laut Steffen dabei gewesen, dem Bund die Führung zu überlassen.

Nach den Erfahrungen in der Bewältigung der Influenza-Pandemie 2009 wurde der Schweizer Pandemieplan vollständig revidiert.

Kristian G. Andersen et al, The proximal origin of SARS-CoV-2, 

(abgerufen am 2.5.2020)