David Foster Wallace I

Der Spass an der Sache
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Das entstellte Kind

Don DeLillo hat in seinem Roman Mao II ein Buchprojekt mit einem entstellten Kind verglichen. Wallace nimmt diesen Gedanken auf:

»Man steckt in der Zwickmühle: Man liebt das Kind und möchte, dass andere es lieben, das bedeutet aber, man hofft, dass andere es nicht richtig sehen. Man will die Leute zum Narren halten: Man will, dass sie etwas für vollkommen halten, das, wie man zuinnerst weiß, ein Verrat an Vollkommenheit ist.

Oder aber man will diese Leute keineswegs zum Narren halten; man will vielmehr, dass sie ein liebenswertes, wunderbares, vollkommenes, reklametaugliches Kind sehen und lieben und damit recht haben, dass sie richtigliegen in dem, was sie sehen und fühlen. Man will sich auf schreckliche Weise irren: Man will, dass sich die Scheußlichkeit des entstellten Kindes bloß als üble Wahnvorstellung oder Halluzination erweist. Aber das hieße, dass man verrückt ist: Man hat scheußliche Missbildungen gesehen, ist vor ihnen zurückgeschreckt und wurde von ihnen verfolgt, die es in Wahrheit (wie andere beteuern) gar nicht gibt. Was doch wohl heißt, dass man nicht alle Latten am Zaun hat. Aber schlimmer noch: Es heißt auch, dass man Scheußlichkeiten in etwas sieht und verachtet, dass man selbst erschaffen hat (und liebt), sein eigen Fleisch und Tinte, in gewisser Weise sich selbst. Und dieser allerletzte Strohhalm – das wäre noch um einiges schlimmer als bloß Rabenelternschaft; es wäre auf furchtbare Weise eine Selbstverletzung, eine Selbstfolter. Und trotzdem sehne man sich genau danach: dass man absolut, wahnsinnig und selbstmörderisch falschliegt.«
Ref.

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Virus

David Foster Wallace, Der Spass an der Sache, Köln 2018, S. 340

Der Pandemieplan Schweiz, in der aktuellen Fassung der Influenza-Pandemieplan Schweiz 2018, ist ein Planungsinstrument, das Strategien und Massnahmen zur Vorbereitung der Schweiz auf eine (Influenza-)Pandemie dokumentiert. Er wird von der Eidgenössischen Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung (EKP) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegeben.

Der erste Pandemieplan für die Schweiz wurde von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Robert Steffen ausgearbeitet. Die Vorarbeiten wurden 1995 begonnen; der erste schweizerische Influenza-Pandemieplan wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Ein zentrales Anliegen sei laut Steffen dabei gewesen, dem Bund die Führung zu überlassen.

Nach den Erfahrungen in der Bewältigung der Influenza-Pandemie 2009 wurde der Schweizer Pandemieplan vollständig revidiert.

Kristian G. Andersen et al, The proximal origin of SARS-CoV-2, 

(abgerufen am 2.5.2020)

David Foster Wallace, Der Spass an der Sache, Köln 2018, S. 340