Chronische Erschöpfung

Unangenehme Neben- und Nachwirkungen
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Ruhe, Schlaf, wenig Belastung. Nicola von Lutterotti schreibt in der NZZ von den immer häufiger werdenden Berichten über die mittel- und langfristigen Folgen einer Erkrankung.
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Chronische Erschöpfung, 

Bei Paul Garner, Professor für Infektionskrankheiten in Liverpool, hatte Covid-19 einen milden Verlauf genommen, vermeintlich ein leichter Fall (hier ein Arzt, der einen schweren Verlauf durchmachte). Die Symptome sind dann aber nicht abgeklungen, auch nach zwei Wochen nicht (verblüffende Ähnlichkeit zu den Symptomen einer Neurasthenie). Benommenheit, Magenverstimmung, Schwindel, Schmerzen, Atemlosigkeit etc. wechseln sich ab, und immer begleitet mit einem Zustand der Erschöpfung. Garner war mit diesen Beschwerden nicht der einzige. Auf zahlreichen Plattformen und bei Hilfsorganisationen sammeln sich die Berichte über die unangenehmen Langzeitfolgen einer auch milden Erkrankung. Abgeschlagenheit und Schwäche seien zwar bei viralen Infektionen normal, aber ziehen sich die Beschwerden über Monate hin, kann es zu einem chronischen Erschöpfungssyndrom werden, sagte der medizinische Berater Charles Shepherd. Worauf dieses Leiden zurückgeht, ist unbekannt.

Carmen Scheibenbogen von der Charité in Berlin sagt, dass oft eine bakterielle oder virale Infektion am Beginn einer Erschöpfung stehe, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Borreliose etwa, aber auch künstliche Implantate seien schon Auslöser gewesen. Insgesamt seien durch dieses Syndrom zirka 0,2 Prozent der Bevölkerung betroffen, rechnet das amerikanische Institute of Medicine. Offenbar handelt es sich dabei nicht um eine psychische, sondern um eine neuroimmunologische Störung. Typischerweise führen bereits geringe mentale oder physische Belastungen zu einer Verschlimmerung der Situation. Mit dem SARS-CoV-2 gibt es noch keine gesicherten und verlässlichen Resultate, nur einschlägige, dahingehende Beobachtungen und Berichte. Zum SARS-CoV liegen jedoch Zahlen aus Toronto vor: 2003 waren in der kanadischen Metropole 273 Menschen vom SARS-Virus angesteckt worden, 44 starben, ein Viertel der Infizierten ist auch nach einem Jahr nicht an die Arbeitsstelle zurückgekehrt. Bei 22 Betroffenen wurden daraufhin Tests durchgeführt. Sie litten an Beschwerden, die für ein chronisches Erschöpfungssyndrom charakteristisch sind. Zu den oben bei Garner genannten Symptomen kamen noch Schlafstörungen und Depressionen hinzu.

Auch die Chinese University of Hongkong kam für SARS-CoV-Infizierte zu vergleichbaren Ergebnissen. Zudem spielte bei beiden Untersuchungen keine Rolle, wie schwer man ursprünglich erkrankt war. Viele Teilnehmer der Studie in Hongkong litten auch an psychischen Störungen, in erster Linie an Posttraumatischen Belastungssyndromen und Depressionen. Die Erfahrungen von Covid-19-Patienten müssen bei Gelegenheit untersucht werden. Der medizinische Berater Shepherd rät: Ruhe, Schlaf, wenig Belastung.

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Virus

Der Pandemieplan Schweiz, in der aktuellen Fassung der Influenza-Pandemieplan Schweiz 2018, ist ein Planungsinstrument, das Strategien und Massnahmen zur Vorbereitung der Schweiz auf eine (Influenza-)Pandemie dokumentiert. Er wird von der Eidgenössischen Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung (EKP) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegeben.

Der erste Pandemieplan für die Schweiz wurde von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Robert Steffen ausgearbeitet. Die Vorarbeiten wurden 1995 begonnen; der erste schweizerische Influenza-Pandemieplan wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Ein zentrales Anliegen sei laut Steffen dabei gewesen, dem Bund die Führung zu überlassen.

Nach den Erfahrungen in der Bewältigung der Influenza-Pandemie 2009 wurde der Schweizer Pandemieplan vollständig revidiert.

Kristian G. Andersen et al, The proximal origin of SARS-CoV-2, 

(abgerufen am 2.5.2020)