Splitter aus den USA

Traurige Realitäten, bizarre Methoden, verstörende Erinnerungen
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New York beherbergt noch etwa 40’000 Holocaust-Überlebende, schreiben die Selfhelp Community Services. Der Direktor der USC Shoa Foundation Stephen D. Smith sagt, dass in jüngster Zeit angesichts der »größten Bedrohung für diese Generation seit dem Zweiten Weltkrieg« etliche Überlebende begonnen hätten, ihre Geschichte zu erzählen. Zudem Bizarres von Trump.
Skyline in New York City
Strahlenbehandlung? Ausschnitt aus Edward Hopper: «People in the Sun», 1960, Öl auf Leinwand

12. April 2020

Traurige Realität

Wenn es nicht so bedrückend wäre, könnte man darüber lachen. Nämlich über die Art und Weise, wie der US-amerikanische Präsident der Krise begegnet. Vielleicht bestanden noch irgendwo irgendwelche Zweifel darüber, dass dieser Präsident unfähig ist, adäquate Antworten auf Probleme zu geben. Diese Zweifel sollten unterdessen ausgeräumt worden sein.

Wobei.

Da liegt genau die Krux der Strategie dieses Präsidenten: die Suche nach adäquaten Antworten und Lösungen auf irgendwelche Probleme war gar nie seine Intention – und auch nicht jene seiner Anhänger und Unterstützer. Es ist unsere – vermutlich – romantische und naive Vorstellung, dass dieser Schlag von Politikern versuchen sollten, auf Probleme vernünftige Lösungen zu finden. Es ist hier nicht der Ort, um eingehend darüber zu räsonieren, was der US-Präsident alles gesagt hat in den dreieinhalb Monaten seit Auftauchen des Virus’ in den USA, diese Aufgabe sei der Presse und den dazu berufenen Fachleuten überlassen. Deshalb hier nur ein kleiner Splitter. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sagt in einem Interview mit Simone Meier von watson: »Er (Trump, a.s.) feuert immer neue Nonsense-News ab und produziert ein wild umher flirrendes, maximal spektakuläres Informations- und Desinformationskonfetti. Das ist nicht einfach nur dumm. Weil man auf diese Weise auch das Erinnerungsvermögen der Menschen defokussiert.« Als Illustration für ein solches Konfetti sei folgende Episode nacherzählt: Am 7. März 2020 besucht Trump, der sich schon im Januar 2018 auf Twitter als »very stable genius« bezeichnet hat, die Centres for Disease Control and Prevention in der Nähe von Atlanta. Er wird durch die Räume geführt und kommt ins Plaudern, zum Beispiel über seinen Onkel: »… (er) lehrte für eine Rekordzahl von Jahren am MIT. Er war ein großes Supergenie. Dr. John Trump Dr. Trump 1 … Ich mag dieses Zeug (er deutet auf die Apparaturen im Labor). Ich verstehe es wirklich. Die Leute sind überrascht, dass ich es verstehe. Jeder dieser Doktoren sagte: Woher wissen Sie so viel darüber? Vielleicht habe ich eine natürliche Fähigkeit. Vielleicht hätte ich das tun sollen, anstatt als Präsident zu kandidieren.« Am Samstag sagte Genie Trump, dass das Virus ein Keim sei, der sich so »brillant entwickelt« habe, dass keine Antibiotika dagegen wirken. »Es ist nicht nur unsichtbar, es ist sogar sehr klug.« Keim – Virus – Antibiotika – natürliche Fähigkeit? (Quelle: NZZaS).

Seit dem 12. April 2020 sind die USA jenes Land mit den – wohlgemerkt absolut gesehen – höchsten Fallzahlen der Ansteckungen und der Todesopfer. Das ist auch bedingt durch die Größe. Allerdings deutet noch nicht viel auf eine Abschwächung hin.

26. April 2020

Desinfizierte Esoterik

US-Präsident Trump findet die Idee verlockend, zu prüfen, ob mit Injektionen von Desinfektionsmittel das Virus bekämpft werden könnte. Denkbar ist, mutmaßt die NZZaS, dass ihn Pastor Mark Grenon in Florida dazu inspiriert hatte. Grenons Kirche Genesis II Church of Health and Healing glaubt, dass alle Menschen das Recht haben, verschiedene Produkte einzunehmen, die der Gesundheit nützen wie Vitamine, Proteine, Mineralien »und alle von Gott geschaffenen Substanzen« (Glaubenssatz 4). Zudem wird klargestellt, dass die Kirche glaubt, »dass alle Menschen das Recht haben, jede Arznei, Chemikalie und/oder jede andere Substanz, die in ihren Körper injiziert wird, zu akzeptieren oder abzulehnen« (Glaubenssatz 7). Der Freiheitswille, der aus diesem Glaubenssatz strahlt, ist beeindruckend. Und zudem ein Freibrief für Drogenkonsum. Pastor Grenon verkauft Miracle Mineral Solution (MMS), das aus verdünntem Desinfektionsmittel besteht und gegen Coronaviren, Malaria, Alzheimer, Hirnkrebs und HIV/Aids wirken soll. »MMS ist ein schwaches Oxidationsmittel, das bei richtiger Anwendung durch den menschlichen Körper laufen kann und Krankheitserreger und die von ihnen erzeugten Gifte zerstört, ohne dem Körper Schaden zuzufügen… es wurden Hunderttausende von Leben gerettet und viele weitere verbessert.« Ref. In der gleichen Medienkonferenz schlug Trump vor, ebenfalls mit Lichtstrahlen und UV-Licht zu testen. Vielleicht hatte er dabei Christina von Dreien (Kuriositätenkabinett) vor Augen, die sagte, es sei gerade ein Tauziehen zwischen Licht und Unlicht im Gange und man müsse nun ans Lichtnetz der Welt glauben, damit das Licht gewinnen möge: »Gerade in solchen Momenten, wo man meint, man verzweifelt jetzt, ist es so wichtig, zu versuchen, sich hinzusetzen und sich mit dem inneren Licht zu verbinden.« Ref.

4. Mai 2020

Drei Todesfälle in New York

Die NYT meldet, dass kürzlich drei Holocaust-Überlebende an Covid-19 gestorben sind. Alle drei waren über neunzig Jahre alt und lagen in den letzten Tagen isoliert von ihren Familien in Spitälern. »Einer verließ Nazideutschland in einem Kindertransportzug nach Schweden und sah seine Eltern, die in den Vernichtungslagern ermordet wurden, nie wieder. Einer überlebte zwei berüchtigte Konzentrationslager, Auschwitz und Bergen-Belsen, und wurde von britischen Truppen auf einem Haufen von Leichen entdeckt, halbtot mit Typhus. Eine ertrug in einem Sklavenarbeitslager in Sibirien eisige Temperaturen und beinahe den Hungertod.« Ref. New York beherbergt noch etwa 40’000 Holocaust-Überlebende, schreiben die Selfhelp Community Services. Der Direktor der USC Shoa Foundation Stephen D. Smith sagt, dass in jüngster Zeit angesichts der »größten Bedrohung für diese Generation seit dem Zweiten Weltkrieg« etliche Überlebende begonnen hätten, ihre Geschichte zu erzählen. Die 83-jährige Diana Kurz, die als Vierjährige aus Wien geflüchtet ist, kann sich gut an die Schilderungen ihrer Mutter erinnern, etwa dass eine zufällige Begegnung, zum Beispiel mit der Gestapo, tödlich hätte enden können. Dieses Gefühl der ständigen Bedrohung hole sie jetzt wieder ein. »Man weiß nie, ob andere Leute auf der Straße dir das Virus geben«. Kurz war jedoch immer davon überzeugt gewesen, dass die Welt nicht so sicher sei und diese Sicht helfe ihr jetzt. Die Widerstandsfähigkeit bei Holocaust-Überlebenden sei weit verbreitet, sagt Gary J. Kennedy, Direktor der geriatrischen Psychiatrie am Montefiore Medical Center.

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John Trump war Physiker, er forschte über Nebenwirkungen der Strahlentherapie bei Krebserkrankten.

NYT, 4. Mai 2020, App-Version

https://christinavondreien.ch/web/content/35030

Virus

https://mmstestimonials.co/coronavirus

Der Pandemieplan Schweiz, in der aktuellen Fassung der Influenza-Pandemieplan Schweiz 2018, ist ein Planungsinstrument, das Strategien und Massnahmen zur Vorbereitung der Schweiz auf eine (Influenza-)Pandemie dokumentiert. Er wird von der Eidgenössischen Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung (EKP) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegeben.

Der erste Pandemieplan für die Schweiz wurde von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Robert Steffen ausgearbeitet. Die Vorarbeiten wurden 1995 begonnen; der erste schweizerische Influenza-Pandemieplan wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Ein zentrales Anliegen sei laut Steffen dabei gewesen, dem Bund die Führung zu überlassen.

Nach den Erfahrungen in der Bewältigung der Influenza-Pandemie 2009 wurde der Schweizer Pandemieplan vollständig revidiert.

Kristian G. Andersen et al, The proximal origin of SARS-CoV-2, 

(abgerufen am 2.5.2020)

https://mmstestimonials.co/coronavirus